Treffpunkt „Container-Festival“Hinter dem Schweinchenpalast gibt´s

After-work-chill-outs, Literaturabende und Tanzevents

28.08.2023

Von Elke Oberländer Schwäbische Zeitung

Ravensburg

(elo) – Kleine Konzerte, Lesungen, Chill-Outs mit Musik, Freunde treffen und mit anderen ins Gespräch kommen: All das gibt es in den kommenden vier bis sechs Wochen auf dem TWS-Parkplatz an der Metzgerstraße in Bahnhofsnähe hinter dem Schweinchenpalast. Organisiert hat das Open-Air-Container-Festival die Ravensburger Initiative für ein soziokulturelles Zentrum „PUK – Politik und Kultur“.

Ein Zeltdach überspannt Tische und Stühle wie in einem Biergarten, drumherum liegen kleine Container, die mit Paletten und Teppichen als gemütliche Sitzhöhlen ausgestaltet sind. Auf einer Bühne steht mit Gitarre Franziska Groß, bekannt als Sängerin der Band „Zimt & Zorn“, und erfüllt Liedwünsche aus dem Publikum. Im Hintergrund gibt es einen Gastro-Container und Stände mit Verpflegung. Bei der Einweihungsfeier des Container-Festivals sind schon am frühen Abend die meisten Sitzplätze besetzt.

„Pop-up ist in Ravensburg gerade sehr modern“, sagt PUK-Sprecher Frank Matschinski. „Wir eröffnen hier jetzt ein Pop-up-soziokulturelles Zentrum.“ 15 Organisationen sind am Projekt beteiligt: Vom „Politischen Wohnzimmer Ravensburg“ über Parents for future, das Jugendforum Weingarten und das demokratisch-kurdische Kulturzentrum bis zum Klimacamp. „Was uns alle eint“, sagt Matschinski: „Wir sind immer auf der Suche nach Räumlichkeiten.“ Vereine und Initiativen im Schussental bräuchten dringend Räume, in denen sie sich kostenfrei und ohne Konsumzwang treffen könnten. „Wir wollen mehr zusammenkommen und uns austauschen“, sagt der PUK-Sprecher. Jeweils von Donnerstag bis Sonntag soll es jetzt ab etwa 18 Uhr ein abwechslungsreiches Kultur- und Politik-Programm geben. Die Details stehen noch nicht fest, weil das Pop-up-Container-Festival offenbar sehr kurzfristig zustandekam. Am Gastro-Container hängt bereits ein Zettel, der für den Samstag, 2. September, von 12 bis 18 Uhr einen Flohmarkt ankündigt und anschließend einen Vortrag von Professor Wolfgang Ertel über Klimagerechtigkeit. Geplant sind auch Lesungen mit Wolfram Frommlet sowie ein großer Rave. Was genau wann auf dem Platz passiert, soll in Kürze nachzulesen sein unter www.soziokulturelles-zentrum-rv.de.

Neben dem politisch-kulturellen Programm am Abend soll der Platz tagsüber die ganze Woche offenstehen für diejenigen Menschen mit psycho-sozialen Problemen, die sich sonst am Bahnhof aufhalten. „Sie können hier für sich sein und haben einen Ort, von dem sie nicht verscheucht werden“, sagt Matschinksi. „Wir hoffen, dass die Leute sich dann auch ein bisschen selbst organisieren.“ Sozialarbeiter und Streetworker würden dieses Projekt mittragen. Gäste des Württemberger Hofs und des Kontaktladens „Die Insel“ haben sich bereits zu einem Grillfest auf dem Platz getroffen.

„Vielleicht denken wir in zehn Jahren an das Container-Festival zurück: Ach, so hat alles angefangen“, sagt PUK-Sprecher Matschinski. Er hofft, dass sich aus diesem Anfang über die Jahre eine größere Geschichte, ein Selbstläufer, entwickelt. Vorerst ruft er alle auf, den neu entstandenen konsumzwang-freien Open-Air-Treffpunkt für Begegnung und Austausch zu nutzen.

Bei der Einweihungsparty haben sich bereits viele der beteiligten Initiativen vorgestellt. Darunter auch die „Psychologists & Psychotherapists for Future“, die sich erst im Mai gegründet haben. An einem Infostand aus einem Wäscheständer mit Pappkartons hat Elisabeth Burkart darüber informiert, was man tun kann, wenn Ohnmacht und Verzweiflung angesichts der Klimakrise überhand nehmen.

PUK-Sprecher Matschinski lädt ausdrücklich auch solche Initiativen, die bisher nicht bei PUK dabei sind, dazu ein, sich auf dem Gelände zu treffen oder Veranstaltungen zu organisieren. Von gemütlichen After-work-chill-outs über Literaturabende, Diskussionsveranstaltungen und Tauschbörsen bis zu Boxenstopps für Rad-Demos und Tanzevents sei alles möglich.

Die Ravensburger „Initiative soziokulturelles Zentrum“ hat sich im November 2018 gegründet. Ihr Ziel: ein lebendiger und geschützter Raum, an dem sich Menschen aus aller Welt ehrenamtlich engagieren, treffen und kennenlernen können. Die Initiative ist zunächst kräftig gewachsen, wurde dann aber von Corona ausgebremst. Heute nennt sie sich PUK: Zentrum für Politik und Kultur. Bis PUK eigene vier Wände hat, entwickelt es sich im virtuellen Raum.